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Premiere: Nachtwächter-Gruppe auf der Bühne des Neuen Schauspielhauses

Doch hin und wieder wurde geklagt: „Ich würd‘ die Führung ja gerne auch mal mitmachen – aber mit dem Gehen klappt das nicht mehr so recht!“ Um auch diesem Kreis der Personen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, die Nachtwächter-Episoden nahezubringen, hatte Dieter Boe die Idee, die einzelnen Szenen auf die Bühne zu bringen. Conni Bettlewski, Johannes Vogt-Krause und Jens Kunze, die „Macher“ des Neuen Schauspielhauses an der Rosenmauer, hatten dafür offene Ohren und ermöglichten Meyer und seinem Team am vergangenen Freitag eine Stadtführung der besonderen Art - eine Führung, bei der die Teilnehmer die einzelnen Stationen im Sitzen besuchen konnten. Folkert Frels hatte Fotos der einzelnen Spielstätten dabei und zeigte sie mittels Beamer an der Wand. Wie Uelzen entstand, warum die ein großes "T"-bildenden Straßen  - die Veerßer, Lüneburger und die Gudesstraße – so breit sind, was es mit den Langobarden und dem Haus des Uli auf sich hat: Harald Meyer startete mit einem kleinen Abriss der frühen Geschichte Uelzens und gab dann die Bühne frei für den Schuhmacher, der sich in der kleinen, aber aufstrebenden Heide-Stadt niederlassen möchte und sich darüber mit einem Mitglied des Rates unterhält.

Uschi Schwierske als Barftgaans" - "Barfußgänger".

Herzog Ernst – später fügte man seinem Namen die Ergänzung „der Bekenner“ hinzu  - erzählte aus seinem Leben und was für eine Bedeutung die Reformation für seine Geburtsstadt hatte. Wie die Ulenköper zu diesem ihrem Spitznamen kamen, zeigten Peter Wulf, Kaufmann Böning und dessen Frau Marie anschaulich und mit humorvollem Augenzwinkern. Interessiert folgten die 58 Besucher dieser Veranstaltung anschließend den Ausführungen des Bierbrauers und Bürgermeisters Paul Ellerndorf, dessen Sippe mehrere Generationen lang an der Entwicklung dieser Siedlung an der Ilmenau beteiligt war und dessen Stammhaus an der heutigen Hannemannschen Twiete lag.

Alminus Bleeker als Herzog Ernst, der "Bekenner".

„Toll, einfach nur toll“ – so ein aufgeschnappter Kommentar in der Pause. Und, ja, es hatte schon etwas, diese Szenen der Nachtwächter-Führung derart komprimiert auf der Bühne zu erleben. Natürlich fehlte das Flair der sonstigen Spiel-Orte, doch der hochehrenwerte Uelzener Kaufmann Valentin von Horn, der auch am englischen Hofe verkehrte, schaffte es auch so, im Zusammenwirken mit Martha, der barfuß auftretenden Webemeisterin, und dem englischen Reisekaufmann, die Bedeutung Uelzer Steinleinens für das wirtschaftliche Aufblühen der Stadt in Zeiten der Hanse aufzuzeigen. Er hatte den Anfang gemacht und auch die Schluss-Szene gehörte Harald Meyer.

Der englische Reisekaufmann (Friedrich Brüning) trifft Valentin von Horn (Dieter Boe) und Webemeisterin Martha (Uschi Schwierske).

Gestenreich und mit kräftiger Stimme schilderte er den Ablauf des Abends und der Nacht des für Uelzen so einschneidenden  20. September 1646, als das Flachstrocknen in einem Haus an der östlichen Stadtmauer außer Kontrolle geriet und ein sich rasend schnell entwickelnder Feuersturm die damals reiche Stadt Uelzen mit ihren Backstein-Häusern in Schutt und Asche legte.

Kaufmann Valentin von Horn (Dieter Boe) und Webemeisterin Martha (Uschi Schwierske).

Langer Beifall belohnte die Darsteller der einzelnen Szenen für ihr Spiel. Auf der anschließenden „Premieren-Feier“ wurde erörtert, wann die nächste „Stadtführung im Sitzen“ im Neuen Schauspielhaus stattfinden kann – die Frage nach dem „ob“ hatte sich in Anbetracht dieser begeistert aufgenommen Aufführung erübrigt. Und wenn auch an diesem Abend kein Termin festgelegt wurde - es wird auf jeden Fall eine Wiederholung geben.

[übernommen von der Barfgaans, Text und Fotos: Folkert Frels]
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